HUNTING THE BEAST

Kohle auf Papier /

charcoal on paper 

220 × 110 cm

Unikat / unique

HUNTING THE BEAST


Als Fremder hineingeworfen in diese schöne, hässliche Stadt, diese irre Welt, mit den überquellenden Eindrücken jedes neuen Tages, ihrem wirbelnden Treiben, von dem man zunächst kein Wort versteht, fand für mich eine seltsame Entwicklung statt: hinter dem ganzen intelligenten Begreifen und Lernen, hinter der Fremde, auf einer zunächst unbeschreiblichen, tiefen Ebene, spürte ich eine Resonanz, trafen sich in mir kompatible Motive, denen ich nachgehen wollte. Was mir immer und überall wiederbegegnete: Zeichen. Vorallem die Symbolsprache der Kilim-Teppiche zog mich in ihren Bann. Ich stellte fest, daß auch mir diese Symbole etwas sagten, einige davon kamen mir bekannt vor und mir gefiel diese Art, Geschichten zu erzählen, sie einzuweben, in einem geradezu magischen Akt festzuhalten, zu materialisieren - vorallem: ohne sie mit Mitteln der Sprache zu formulieren. Einen Weg zu dieser unbestimmten Annäherung fand ich in meinen Träumen. Wie vieles in uns ist doch archaische Geschichte, alter Traum. So ist zum Beispiel die Angst vor Wölfen - ein Motiv, daß mich schon als Kind schreiend aufwachen ließ - tief verwurzelt; vielleicht Erbe meiner bäuerlichen Herkunft oder noch älter, existenzielle Grundangst. Zumindest erinnerte ich mich, daß auf dem Dachboden der Großeltern noch eine Wolfsfalle liegt, eine „Wolfsangel“ - als Symbol des Hakens. So entschied ich mich,meine ganz eigene - und gleichsam uralte, universelle Jagd auf den Wolf zu machen: ihm eine Falle zu stellen aus Traumzeichen, ihn aufzuschreiben um ihn und das drohende Unheil, daß er mit sich bringt, zu bannen. 

Entstanden ist eine große Kohlezeichnung, die grafisch mit Symbolen der Kilim-Tradition diese Geschichte erzählt, „hunting the beast“. Was mir dabei erst nach und nach bewusst geworden ist, ist die Ambivalenz der Bedeutungsinhalte der Kilim-Motive. Gleichzeitig anziehend und abwehrend, heraufbeschwörend und bannend, gefährdend und schützend. So scheint mir das auch mit den Träumen zu sein.


hunting the beast


I made Hunting the beast during a residency

program at Istanbul. Within this alien

culture, language and environment, I found a

strange resonance to the ubiquitous motives

and symbols of the kilim-weaving tradition. I

realized, that I knew some of the symbols and I

liked that way of telling stories, interweaving

them and laying them down in some kind of

magical act. So I looked for an indefinite way

to grasp them and found, that in dreams

those motives and the stories they tell resonate

and are part of my own story as well. I remembered, that some archaic stories - like the terror of wolves or other beasts already haunted

my nightsleep when I was a kid - may it be iheritance of my rural origins or even older, some kind of existential Angst. So I decided to make my own hunt for the wolf: to set a trap of dream-symbols, to mark him down and thereby ban him and the harm he brings. Strangely, there is a certqain ambivalence within the Kilim-motives. At the same time they allure and ward off, evoque

and ban, risk and save, which I find very

appealing.